Wie finde ich meine Berufung?

Bianca Nastl
Bianca Nastl

Heutzutage hat man die Qual der Wahl: Denn die Bandbreite an Berufen und Ausbildungen geht gefühlt ins Unendliche.

Zwar haben wir je nach familiärer und finanzieller Situation nicht alle dieselben Startbedingungen, aber dennoch ist Österreich weltweit gesehen ein gutes Sprungbrett in Bezug auf Bildung und Chancen am Arbeitsmarkt. Dieses Privileg durfte auch ich als Teil der Generation Z genießen. Weit und breit standen mir Türen nach der Matura offen. Aber... für welche davon entscheidet man sich? 

Karriere ist nur bis zu einem gewissen Grad planbar. Ich möchte auch Mut machen, neue Wege passieren zu lassen, die nicht geplant waren. Ja, man sollte ungefähr wissen, welchen Berg man besteigen will, aber am Weg dorthin gerne auch Abzweigungen nehmen oder einfach mal sitzen bleiben.

Angelika Iby-Pernecker, Lebens- und Sozialberaterin und Mediatorin

Du merkst schon: Mit diesem Privileg geht meist auch Überforderung einher. Hinzu kommt, dass dir die Social-Media-Welt noch mehr Möglichkeiten und Wege aufzeigt. So viele Leben, die man führen könnte, sind quasi nur eine Entscheidung entfernt. Die Reizüberflutung ist fast schon lähmend.

Welcher Job passt wirklich zu dir und zur Welt?

Wenn es dir ähnlich geht, ist dieser Beitrag für dich. Wir haben mit der Lebens- und Sozialberaterin und Mediatorin Angelika Iby-Pernecker darüber gesprochen, wie man seine Berufung nach der Schule oder auch als Erwachsene*r findet. Sie coacht im Bereich Karriereplanung und lehrt außerdem in unserem Department Wirtschaft. Die Erkenntnisse und Impulse aus dem Interview mit der FH-Absolventin liest du im folgenden Beitrag.

Gleich vorweg können wir dir sagen: Wir liefern dir zwar gute Fragen, aber die Antworten darauf findest du nur in dir. Nicht in dem Weg, den deine Freunde oder deine Eltern für dich sehen – sondern ganz allein in deinem Bauchgefühl. Darum spür mal in dich rein und trau dich, ehrlich zu antworten.

Die Beraterin Iby-Pernecker schwört in Bezug auf die persönliche Berufung auf folgende Methode. Man nehme drei Kreise – jeden davon füllt man mit seinen Fähigkeiten, Wünschen usw. – und dort, wo sie sich überschneiden, genau da findet man seine Berufung.

  • 1. Kreis: Was treibt mich an? Was ist mein Ziel im Berufsleben? Welche Werte vertrete ich? Und wofür stehe ich ein?

„Wenn man als Kind immer Arzt oder Ärztin werden wollte, sollte man sich später die Frage stellen: Will ich das aufgrund des medizinischen Hintergrunds? Oder möchte ich eine Person sein, zu der man aufschaut und die anderen Menschen hilft? Viel spannender als das Was ist also dein Warum und deine Intention dahinter.“

  • 2. Kreis: Was kann ich denn? Was sind meine Fähigkeiten?

„Hier rede ich nicht nur von Fähigkeiten, die man mit Zeugnissen und Zertifikaten bescheinigen kann. Abseits davon steckt noch viel mehr Können in uns: Ich zum Beispiel habe zwei Kinder und organisiere damit eine Familie. Dazu braucht man sowohl gutes Zeit- als auch Selbstmanagement.“ Ein kleiner Gedankenanstoß für deinen Kreis: Vielleicht kannst du gut Partys organisieren, bist bei Freund*innen die Anlaufstelle für Geburtstagsgeschenke oder hast einen grünen Daumen?

  • 3. Kreis: Wo werden sowohl mein Berufswunsch, als auch meine Fähigkeiten gebraucht am Markt bzw. in Unternehmen?

„Wer eine wirtschaftliche Ausbildung macht, kann sich letztlich immer noch entscheiden: Arbeite ich für ein NGO oder einen Konzern?“ Auch für jene, die sich unter all den persönlichen Interessen nicht entscheiden können, weiß Iby- Pernecker Rat: „Es muss nicht immer ein ,entweder oder‘ sein. Da denken wir oft zu sehr in Schwarz und Weiß, obwohl es einen ganz breiten Weg an Graustufen gibt? Du bist sowohl mit deiner Ausbildung, deinen bisherigen Erfahrungen und deinen persönlichen Eigenschaften ein besonderer Mix, der in keine Schublade passt.“ Als Beispiel führt sie sich selbst an: Während die FH-Absolventin immer noch Teilzeit in ihrem früheren Job als Steuerberaterin und Wirtschaftsprüferin tätig ist, nutzt sie die restliche Arbeitszeit für Coachings, Beratungen & Co. Beides kann sie gut, beides erfüllt sie in dieser Form.

  • Kindheitsgedanken: Gehe einen Schritt zurück. Was wolltest du schon als Kind werden? Welchen Hobbies bist du als Kind nachgegangen?
  • Perspektivenwechsel: Wenn du bereits im Berufsleben stehst, stell dir die Frage: Was davon lebe ich in meinem derzeitigen Job bereits? Warum bin ich denn hier gelandet? Was war die Intuition? Nicht immer muss man völlig neue Wege gehen. Meist hilft es schon, die aktuelle Tätigkeit mit anderen Augen zu sehen. Setz dir jedenfalls Ziele und sobald sich Entwicklungsmöglichkeiten auftun, checke immer, ob diese noch mit den eigenen Werten resonieren.
  • Umorientierung: Du bist niemals zu alt für einen neuen Weg. Der große Umbruch kann auch erst nach 40 Berufsjahren passieren. Schließlich liegen noch ein paar Jahre vor dir, bevor du den Ruhestand antreten kannst, oder?
  • Glaubenssätze: Am Sonntag hast du schon Bauchweh, weil der Montag näher rückt? „Arbeit macht eben keinen Spaß“, ist da oft der Glaubenssatz, mit dem wir uns unsichtbare Hürden schaffen. Glaub der Lebens- und Sozialberaterin, wenn sie sagt: Das muss nicht so sein. Wenn du dich davon löst, bist du einem erfüllten Beruf schon einen großen Schritt näher.

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