Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmen sich dessen bewusst sind, dass die Nichteinhaltung von Compliance-Regeln ihren eigenen Interessen schadet.
Jennifer Nussbaumer, Absolventin
Eisenstadt, 19. März 2024 - Die österreichische Bauwirtschaft gerät nach wie vor regelmäßig in den Fokus der medialen Berichtserstattung, bedingt durch Vorfälle und Skandale im Zusammenhang mit Kartellbildungen und Verstößen gegen Bauvorschriften. Rechtliche Grenzüberschreitungen können jedoch auch ohne kriminelle Absichten stattfinden. „Rechtsdeutsch“ und dessen Auslegung ist nicht jedermanns Sache und oftmals beschäftigen Generalunternehmen zusätzlich eine Vielzahl von unterschiedlichen Subunternehmen, was das gesetzeskonforme Zusammenspiel höchst komplex gestalten kann.
Im Rahmen ihrer Masterthesis im Studiengang Internationale Wirtschaftsbeziehungen mit Schwerpunkt auf Legal Management an der FH Burgenland untersuchte Jennifer Nussbaumer Strategien, die Unternehmen dabei unterstützen sollen, ihre meist ohnehin vorhandenen Compliance-Richtlinien bei Subunternehmen in der österreichischen Bauwirtschaft durchzusetzen. Sowohl die Ergebnisse der Interviews mit Fachexpertinnen und -experten als auch die aktuellen Schlagzeilen zeigen auf, dass noch einiges an Nachholbedarf besteht.
In der österreichischen Bauwirtschaft beauftragen Generalunternehmen in der Regel mehrere Subunternehmen mit der Ausführung von Aufträgen. Dabei trägt das Subunternehmen eine gewisse Verantwortung für die Reputation sowie auch teilweise strafrechtliche Verantwortlichkeit des Generalunternehmens bei schuldhaftem Verhalten. In der oft unübersichtlichen Verkettung der Subunternehmen können Compliance-Verletzungen aus unterschiedlichen Ursachen und Motiven auftreten. Aus diesem Grund ist die Zusammenarbeit zwischen Generalunternehmen und Subunternehmen werkvertraglich geregelt und es gibt die sogenannten Compliance-Richtlinien.
Nach einer umfassenden Literaturrecherche und zahlreichen Unternehmenskontakten führte Jennifer Nussbaumer neun Leitfadeninterviews mit ausgewählten Fachexpertinnen und -experten aus der österreichischen Baubranche, die repräsentativ aus sieben Bundesländern ausgewählt wurden. In ihrer Studie stellte die Autorin fest, dass die vorhandenen Strategien in der Praxis noch nicht ausreichend umgesetzt zu sein scheinen. „Die Expert*innengruppe bestätigte, dass allein das Bereitstellen von Compliance-Richtlinien nicht ausreicht, um sie erfolgreich durchzusetzen.“
Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmen sich dessen bewusst sind, dass die Nichteinhaltung von Compliance-Regeln ihren eigenen Interessen schadet.
Jennifer Nussbaumer, Absolventin
Sie hebt hervor, dass sich im Gegenzug die Einhaltung dieser Regeln positiv auf die persönliche Integrität der handelnden Akteure sowie auf das Unternehmen selbst und dessen Reputation auswirkt.
Ihr Fazit: „Die Herausforderungen in diesem Sektor sind erheblich. Viele Generalunternehmer*innen delegieren sämtliche Aufgaben nach dem Rohbau an Subunternehmer*innen, was zu einer starken Vernetzungskomplexität führt. Eine umfangreiche Betrachtung sämtlicher relevanter Faktoren ist erforderlich, um diese optimal und gesetzeskonform zu bewältigen.“
Über die Masterarbeit berichtete auch das Fachmagazin a3bau: Compliance: Spielregeln für Fair Play am Bau (a3bau.at)
Jennifer Nussbaumer, MA, geboren 1996 im Burgenland, inskribierte sich nach Abschluss der Handelsakademie für den Bachelorstudiengang Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der FH Burgenland und legte dort den Fokus auf den Bereich Einkauf und Logistik. Im anschließenden gleichnamigen Masterstudiengang wählte sie den Schwerpunkt Legal Management. Nach beruflichen Erfahrungen im Bereich Datenschutz in der Baubranche setzt sie nun ihre Fähigkeiten als IT Security Consultant bei Mayr-Melnhof Karton AG, einem weltweit führenden Unternehmen im Bereich Consumer Packaging, ein.
Masterstudium – 4 Semester – Akademischer Grad „Master of Arts in Business, MA“ – Studienort Campus Eisenstadt – berufsbegleitend, mit Unterricht am Freitagnachmittag und Samstag, insgesamt 14-mal pro Semester sowie eLearning – Zugangsvorraussetzungen: Ein Bachelorstudium (oder ein gleichwertiges anderes Studium), welches fundierte wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Grundkompetenzen für eine weiterführende Managementausbildung vermittelt – Unterrichtssprachen: Deutsch und Englisch.
Informationen unter www.fh-burgenland.at, der InfoLine 05 7705 3500. Eine Anmeldung ist unter www.fh-burgenland.at für das Studienjahr 2024/25 möglich.
Rückfragehinweise:
Mag.a Christiane Staab
Marketing & Kommunikation
Fachhochschule Burgenland GmbH
Tel: +43 (0)5 7705 3537
E-Mail: christiane.staab@fh-burgenland.at