Weihnachtsstimmung im Auslandspraktikum: Zwei Studierende berichten aus Russland und Ungarn

Jennifer Joo
Jennifer Joo

Der erste Schnee hat uns in Österreich schon das ein oder andere Lächeln auf die Lippen gezaubert, die Weihnachtsmärkte öffnen wieder, die Weihnachtsbeleuchtung hängt und die ersten Kekse sind schon gebacken. Die Vorfreude auf Weihnachten steigt. Während wir in Österreich in der Arbeit oder im Studium noch die ein oder andere Aufgabe erledigen, bevor es in den wohlverdienten Urlaub bzw. in die Ferien geht, sammeln Studierende des Bachelorstudiengangs Internationale Wirtschaftsbeziehungen gerade jetzt noch wertvolle internationale Erfahrungen im Ausland.

Die Rede ist vom Berufspraktikum in Zentral-Osteuropa, denn internationale Erfahrung steht für Studierende im Bachelorstudiengang Internationale Wirtschaftsbeziehungen im Curriculum. Eine grundlegende betriebswirtschaftliche Ausbildung mit Spezialisierungsmöglichkeiten, Sprachunterricht und die Vermittlung von interkulturellen Kompetenzen eröffnen Karrierechancen im internationalen Kontext – und das ist den Studierenden durchaus bewusst.


Wir nehmen euch nun mit auf eine weihnachtliche Reise nach Russland und Ungarn. Die Studierenden Alexander Humer und Judit Radics verraten uns, warum sie sich für eine CEE-Sprache (Central and Eastern Europe) entschieden haben, wie es ihnen im Praktikum derzeit geht und ob sie schon in Weihnachtsstimmung sind.

Alexander Humer studiert im fünften Semester und absolviert gerade sein Berufspraktikum in Moskau. Er hat sich für die russische Sprache entschieden und arbeitet nun als Assistent der Geschäftsleitung im Bereich Bau. Was seine Motivation war Russisch zu lernen?

Der Erstkontakt mit Russisch fand schon vor ca. 12 Jahren statt, als ich in meiner Ausbildung zum Industriekaufmann in der Export Abteilung arbeitete. Meine Kolleg*innen waren aus Russland und ich war immer fasziniert von dieser Sprache.

Alexander Humer, Student, Bachelor Internationale Wirtschaftsbeziehungen

Wie geht es dir derzeit im Berufspraktikum?

Das Leben in Moskau ist wunderbar. Die russische Infrastruktur in der Hauptstadt ist weit über allem, was ich je erleben durfte. Das Internet hier ist zum Beispiel flächendeckend bereits auf 5G ausgebaut, in meinem Apartment habe ich eine 300 Mbit Leitung. Lieferdienste inkl. Essenslieferanten kommen für ca. 2€ über dem Normalpreis und liefern dir alles innerhalb 1h vor die Haustüre. In ganz Moskau habe ich noch nie länger als 4 Minuten auf ein Taxi gewartet, obwohl ich das selten nutze, da die U-Bahn top ausgebaut ist. Bemerkenswert ist hierbei, dass alle 90 Sekunden eine Bahn kommt, damit meine ich in jeder Station – in jede Richtung – alle 90 Sekunden und in der Rush Hour alle 30 Sekunden. So eine Logistik sucht seinesgleichen.

Hattest du Bedenken aufgrund von Corona in Russland dein Praktikum zu machen?

Ja, ich hatte Bedenken bezüglich Corona, aber nur hinsichtlich der Einreise. Ich habe mir extra ein etwas teureres Apartment gebucht, um es im Fall der Fälle angenehmer zu haben. Wir hatten in Moskau einen 10-tägigen Lockdown, wo ich im Home-Office arbeiten musste.

Hast du schon Land, Leute und die Kultur kennenlernen dürfen?

Ja, ich hatte schon Freunde in Moskau, welche vorher an der FH Burgenland studiert haben. Dadurch habe ich sehr schnell Anschluss gefunden und durfte bereits große Gebiete der Stadt gemeinsam mit ihnen erkunden.

Bist du schon in Weihnachtsstimmung?

Ja, es ist überall dekoriert und auf allen größeren öffentlichen Plätzen inkl. dem roten Platz wurden Eislaufplätze und Weihnachtsmärkte aufgebaut. Ich werde die Adventszeit größtenteils mit Freunden in Moskau verbringen. Meine Eltern und Freunde aus Österreich werden mich besuchen und mit mir Moskau erkunden. Es ist überall Weihnachtsstimmung und da meine Eltern und Freunde kommen werden, werden wir auch hier in Moskau im kleinen Kreis feiern.

Was erhoffst du dir mit der gewählten Sprache in Zukunft zu erreichen?

Aufgrund aktueller Erfahrungen möchte ich eine Arbeit in Moskau finden und längerfristig in Russland leben. Sprachen sind das Tor zur Welt. Natürlich sind Sprachen ein Schwerpunkt an der FH Burgenland und werden auch in den Fokus gestellt. Grundsätzlich sollte jede Studentin und jeder Student seine Muttersprache und Englisch auf höchstem Niveau beherrschen, um international tätig sein zu können. Jegliche weitere Sprache eröffnet neue Möglichkeiten.

Wie leicht/schwer fiel es dir die CEE Sprache zu lernen?

Ich hatte keinerlei Vorkenntnisse. An der FH Burgenland haben wir TOP-Professoren. Ich bin aber der Ansicht, dass alle, die sich nicht zusätzlich zum Unterricht aktiv mit der Sprache beschäftigen, diese auch nicht beherrschen werden.

Ist ein Berufspraktikum eine gute Möglichkeit die Sprachkenntnisse zu vertiefen?

JA! Du bist in einem Land, in dem sie deine gewählte Sprache sprechen, dadurch lernst du automatisch die Sprache besser und sei es nur durch das Zuhören.

Wie gut kannst du die gewählte Sprache auch in dem Unternehmen verwenden, wo du dein Praktikum gerade absolvierst?

In meinem Unternehmen wird nur Russisch gesprochen, niemand beherrscht Englisch oder Deutsch. Einfache Aufgaben und Planungen sind kein Problem mehr und ansonsten wird der Google Übersetzer zu Rate gezogen.

Wie hilfst du dir weiter, wenn du einmal nicht alles in der Sprache verstehst oder dir gewisse Wörter nicht einfallen?

Google Übersetzer und für den Alltag auch Russisch-Deutsch Sprachführer sind wahre Helferlein.

Hast du Tipps für all jene, die gerne eine CEE-Sprache lernen möchten?

Überlegt euch die Sprache gut, da ihr euch die gesamte Studienzeit über damit beschäftigen werdet. Um eine Sprache zu erlernen, würde ich jedem YouTube Kanäle empfehlen wie in meinem Fall „Easy Russian“. Durch das Hören der Sprache, versehen mit Untertiteln, bekommt man ein gutes Gefühl für die Intonierung und Bedeutung. Ich würde das Lernen der Sprache nüchtern betrachten: ihr werdet in eurem Studium keine Dolmetscher, aber die grundlegende Kommunikation wird euch sehr gut vermittelt. Versucht auch unbedingt Kontakte in das Land eurer Wahl zu knüpfen! Ich habe jetzt viele Freunde in Moskau, dadurch fällt mir das Erlernen und das Erkunden einer neuen Stadt/eines neuen Landes viel leichter!

Was sind deine (beruflichen) Pläne für die Zukunft und wie hilft dir da die gewählte CEE Sprache weiter?

Aus heutiger Sicht möchte ich eine Arbeit in Moskau finden. Die Stadt passt sehr gut zu mir und die Freundlichkeit der Menschen ist beeindruckend. Die Infrastruktur sollte dabei nicht außer Acht gelassen werden, alle 90 Sekunden kommt zum Beispiel eine U-Bahn und das in jeder Station, in jede Richtung, wie schon erwähnt. Ansonsten werde ich versuchen, international Fuß zu fassen mit meinem Schwerpunkt auf Russland. 

Eine pulsierende Stadt mit vielen Möglichkeiten, weihnachtlichem Flair und purer Gastfreundschaft, das sind bleibende Eindrücke, die du uns geschildert hast, lieber Alexander. Wir danken dir für die Einblicke und wünschen dir weiterhin alles Gute im Berufspraktikum und eine schöne Bescherung mit deinen Liebsten in Moskau.

Nicht weniger beeindruckend ist auch die Geschichte rund um Studentin Judit Radics. Sie ist ebenfalls im fünften Semester und absolviert gerade ihr Berufspraktikum in Ungarn bei Audi Hungaria Zrt. im Bereich Logistik. Sie hatte sich eigentlich für Kroatisch entschieden, doch leider machte ihr Corona einen Strich durch die Rechnung und sie musste statt einem Praktikum in Kroatien auf Ungarn ausweichen. Warum sie dennoch viele wertvolle internationale Erfahrungen machen durfte und die Weihnachtsstimmung bei ihr schon voll und ganz angekommen ist, das erzählt sie uns selbst.

Ich habe mich für Kroatisch entschieden, aber wegen der Pandemie konnte ich leider mein Praktikum nicht dort absolvieren. Die Suche war eine Herausforderung. Ich habe sehr früh damit begonnen und bin dann schließlich in Győr bei Audi gelandet.

Judit Radics, Studentin, Bachelor Internationale Wirtschaftsbeziehungen

Wie geht es dir derzeit im Berufspraktikum?

Ich arbeite zurzeit seit mehr als sechs Monaten hier. Wegen Covid konnte ich schon im April mit dem Praktikum beginnen und im Fernstudium weiterstudieren. Was ich wirklich vermisse, sind die persönlichen Kontakte. Alle Meetings laufen online ab, aufgrund der Internationalität des Unternehmens. Aber: meine Aufgaben sind sehr spannend und ich habe bis jetzt viel gelernt. Die Unternehmenskultur war ganz neu für mich, bis jetzt habe ich keine Erfahrungen in multinationalen Unternehmen gehabt. Das Team hält sehr zusammen und im Sommer haben wir viel gemeinsam unternommen und ich habe viele neue Leute kennengelernt und neue Freundschaften geschlossen. Mein Kroatisch kann ich hier leider nicht verbessern, aber meine Englischkenntnisse helfen mir sehr weiter, da es sehr viele Nationalitäten in der Firma gibt. In manchen Abteilungen wird Englisch als offizielle Sprache bevorzugt. Meetings werden oft auch auf Deutsch oder zweisprachig gehalten.

Was sind deine (beruflichen) Pläne für die Zukunft und wie hilft dir da die gewählte CEE Sprache weiter?

Ich möchte noch weiter studieren und einen Job im Einkauf oder im Bereich Logistik finden. Ich habe keinen 100%igen Plan für meine Zukunft, aber ich möchte meine Kroatischkenntnisse unbedingt auf ein B2 Niveau bringen. Je mehr Sprachen man kann, desto mehr Möglichkeiten hat man im Leben.

Bist du schon in Weihnachtsstimmung?

Ja, am 1. Advent hat der Weihnachtsmarkt in Győr geöffnet und ich war fast jeden Abend dort. Es ist stimmungsvoll mich dort mit Freunden zu treffen und einen Becher Glühwein zu trinken oder einen frisch gebackenen Baumkuchen im Schneefall zu essen. Die Lichter auf den Straßen funkeln und die Geschäfte sind dekoriert. In Einkaufszentren hört man nur mehr Weihnachtslieder.

Was erwartet dich in der Weihnachtszeit in diesem Land? Wie feiern die Einheimischen den Advent bzw. Weihnachten?

Wir (Anm: Judit ist Ungarin) verbringen die meiste Zeit in diesem Monat im Familienkreis und mit Freunden. Vor Weihnachten verlangsamt sich das Leben. Spendenaktionen sind sehr beliebt in dieser Zeit und der Zusammenhalt ist groß. Im Mittelpunkt stehen Liebe und Frieden. Es gibt nicht mehr so traditionelle Adventbräuche in Ungarn, wie ich bemerkt habe. Die meisten finden ihre Weihnachtstimmung in Dekoration und Lichter.

Hast du Pläne rund um Weihnachten?

Bei uns gibt es immer am Heiligabend ein großes Fest im großen Familienkreis. Die Kinder fahren nach Hause für ein paar Tage und verbringen die Zeit zusammen mit den Eltern. Seit 4-5 Jahren erweitert sich unser Fest und wird immer internationaler. Die Eltern der Freundin meines Cousins kommen auch aus Russland auf Besuch zu uns. Wir teilen dann immer auf, wer was macht und kocht. In den letzten Jahren haben wir sehr viel von ihrer Kultur kennengelernt. Wir essen nicht mehr unsere traditionellen ungarischen Speisen wie gefülltes Kraut und Pute mit Maissalat, sondern es kommt immer auch eine typisch russische Spezialität auf den Tisch. Wir singen neben dem Weihnachtsbaum und spielen immer Gesellschaftsspiele. Es ist wirklich etwas Besonderes bei uns, wenn alle zusammenkommen, da alle von uns weit weg wohnen. Wir sind nicht religiös, aber Weihnachten ist immer voll mit kleinen Wundern. Wir freuen uns immer auf Weihnachten.

Schön zu hören, dass du liebe Judit auch trotz der Pandemie wertvolle internationale Erfahrungen sammeln konntest! Wer noch nicht in Weihnachtsstimmung ist, der ist es spätestens nach deiner Euphorie für Weihnachten. Wir wünschen auch dir noch viel Erfolg im Praktikum und ein besinnliches Weihnachtsfest.

 

In diesem Sinne wünschen wir auch Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine stressfreie und friedvolle Adventszeit und viel Gesundheit!


# Gepostet in:
Bachelorstudiengang Internationale Wirtschaftsbeziehungen, Berufspraktikum, Auslandsaufenthalte, Wirtschaft (mit Schwerpunkt Zentral-Osteuropa)