24. November 2021
Jennifer Joo
Von: Jennifer Joo

Persönlich, sympathisch und topaktuell gestaltete sich der Alumni Talk Online, organisiert von alumni FH Burgenland, LIVE via YouTube Stream der FH Burgenland. Zum Thema „Erfolge in der Medienwelt“ waren die Absolvent*innen Lena Pavitsich vom „ORF Burgenland“, Michael Köttritsch von „Die Presse“ und Stefan Mey von „Der Standard“ geladen. Moderiert wurde diese Runde von Marketingleiterin Martina Landl von der FH Burgenland.

Die drei erfolgreichen Absolvent*innen plauderten aus dem Nähkästchen und gaben Einblicke in den Alltag eines Redakteurs bzw. einer Redakteurin. Was schnell klar war ist, dass alle drei eines verbindet: Die Leidenschaft zum Beruf.

Journalist*innen sind reich an Erfahrung und das ist das Schöne. Wir arbeiten mit Texten und Sprache und können jeden Tag neue Dinge recherchieren und darüber erzählen. Somit lernt man jeden Tag etwas Neues. Wichtig dabei ist die Liebe zum Werkzeug.

Stefan MeyAbsolvent Diplomstudiengang Internationale Wirtschaftsbeziehungen

Was einen guten Journalisten bzw. eine gute Journalistin ausmacht, darauf hatten die Expert*innen auch ihre Antworten parat. Einig waren sie sich jedenfalls bei den essenziellen Soft Skills wie „Stressresistenz, Kreativität und Socialising“.

Als Journalist bzw. Journalistin muss man sich unvoreingenommen auf das Thema einlassen, neugierig sein und - egal wie schwierig es ist - sich in jede Position versetzen. Technische Skills, um mit der nächsten Generation mithalten zu können, Gespür und den richtigen Riecher für Geschichten zu haben, ist auch klar von Vorteil.

Lena PavitsichAbsolventin Bachelor & Master Information, Medien & Kommunikation

Dem Regionaljournalismus widmet sie gerne ein besonderes Augenmerk: „Man muss nah am Menschen sein. Mit den Menschen vor Ort sprechen können. So bekommt man auch regionale Schmankerl. In der Resonanz merken wir, dass solche Themen sehr gut ankommen.“

Man muss auch eine gute Verkäuferin bzw. ein guter Verkäufer sein. Ich selbst muss meine Geschichte den Kolleg*innen im Ressort erzählen und Stimmung dafür in den großen Redaktionskonferenzen machen. Meine Geschichte muss herausstechen: Warum ist diese so wichtig, dass sie von vielen Leserinnen und Lesern gelesen werden sollte? Ich muss Werbung in eigener Sache machen können.

Michael KöttritschAbsolvent Master Human Resource Management und Arbeitsrecht MOEL

Maßgeblich für die Karrieren der drei Absolvent*innen war auch ihr Studium an der FH Burgenland.

Mey: „Mich hat der internationale Aspekt im Studium Internationale Wirtschaftsbeziehungen gereizt. Ich wollte die Welt sehen. Meine Mitbewohnerin hat mich dann zu einem Journalismusseminar in Wien eingeladen. Dort habe ich die richtigen Personen kennengelernt und wurde so Redakteur im Wirtschaftsblatt. Das Studium hat dafür super gepasst. Man muss also nicht Journalismus und Publizistik studieren, um Journalist bzw. Journalistin zu werden.“

Dazu ergänzte auch Michael Köttritsch aus seiner Erfahrung im Recruiting bei „Die Presse“: „Was wir suchen sind Leute, die fachlich gut sind und ins Team passen. Welche Ausbildung die Bewerber*innen haben sollen? Wir wollen ein breites Spektrum in den Redaktionen abdecken wie etwa Jurist*innen, Techniker*innen und Naturwissenschaftler*innen. Das ermöglicht uns, Themen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten. Wir wollen keine Aktivist*innen. Wer Politik machen will, der soll in die Politik gehen. Wir wollen die Themen objektiv betrachten und berichten.“

Weitere Diskussionspunkte waren u.a. die Schnelllebigkeit der Medien, die junge Zielgruppe und die Herausforderung der Journalist*innen, diese Zielgruppen auch über die richtigen Kanäle zu erreichen.

Pavitsich: „Es gibt Themen, bei denen man schnell sein muss. In der aktuellen Coronapandemie merken wir diese Schnelllebigkeit besonders stark. Die Fakten ändern sich rasch. Wir müssen uns in alle Themen relativ schnell einarbeiten können.“ Dabei im Blickwinkel hat Lena Pavitsich auch vor allem die junge Zielgruppe. „Der Auftrag an den Journalismus ist, die Zielgruppe dort abzuholen, wo sie sich befindet:  an der richtigen Stelle mit den richtigen Themen. Sie zu informieren ist nicht das Problem – die Jungen sind neugierig, aber sie würden Informationen nicht z.B. in Radio Burgenland, aber sehr wohl auf der Facebook und Instagram Seite von ORF Burgenland nachlesen.“ Ihr Appel: „Wir brauchen die Jugend in den Redaktionen!“

Köttritsch: „Wir Journalist*innen müssen ein breites Wissen haben, um Geschichten zu erkennen. Damit wir einordnen können, was unsere Gesprächspartner*innen erzählen. Wir haben im Interview keine Zeit zu googeln, ob das Gesagte stimmen könnte. Wir müssen das in der Sekunde entscheiden.“

Mey: „Es gibt Themen, die planen wir für den nächsten Tag und dann gibt es auch langfristige Themen. Für diese nehmen wir uns auch Zeit wie z.B. für eine Reportage zu einem Start-up.“

Der Wunsch nach Vielfalt in Redaktionen und mehr Diversität war seitens der Diskutant*innen nicht zu überhören.

 

Pavitsich: „Ich wünsche mir mehr Frauen und weniger alte weiße Männer für den österreichischen Journalismus. Eine Verjüngung und eine Verweiblichung insgesamt. Überhaupt eine diversere Redaktion. Dass wir einfach mehr Menschen ansprechen, um in Nischen reinzugehen und ins Regionale.“


 

„Ich würde mir wünschen, dass zu uns Leute kommen, die nicht unbedingt Journalismus studiert haben, sondern andere Studienrichtungen. Das ist ein wichtiger Bestandteil der Diversität“, ergänzte etwa Michael Köttritsch.


 

Auf die Frage, ob sie denn gerne die Zeit zurückdrehen und alles anders machen würden, war klar herauszuhören: Nein.

Mey: „Ich habe so oft versucht etwas anders zu machen – es ist wie eine Droge, man kommt nicht weg. Für mich ist der Job des Journalisten der schönste Job der Welt.“

Köttritsch: „Ich wäre in die Redaktion nicht zurückgekehrt, wenn ich nicht so gerne schreiben würde. Ich habe auch die andere Seite erlebt als ich im HR-Bereich gearbeitet habe, aber das Schreiben und Geschichten erzählen ist das, was mich reizt.“

Pavitsich: „Ich würde den Weg so wieder gehen. An der FH Burgenland hat mir das breit gefächerte Studium Information, Medien und Kommunikation insofern geholfen, als ich dort alle technischen Skills gelernt habe. Das hilft in der tagtäglichen Arbeit (Videoschnitt, Fotobearbeitung etc.). Es ist ein wahnsinnig toller Job.“


Zum Abschluss durften unsere drei Absolvent*innen ihrem jüngeren Teenager-Ich einen gut gemeinten Ratschlag geben. Neben den Antworten wie „den Führerschein früher machen“ und „Französisch lernen“ war auch ein wichtiger Tipp, sich Zeit zu lassen, Dinge auszuprobieren und sich selbst den Druck  zu nehmen. Erfahrungen sammeln sei das A und O, war ihr Fazit.

Wir bedanken uns bei unseren Absolvent*innen sehr herzlich für das Gespräch und wünschen weiterhin alles Gute!

Den Live-Talk zum Nachsehen gibt es auf unserem YouTube Kanal:


Zu den Gästen:

Mag. Michael Köttritsch, MA ist Ressortleiter des Bereiches „Arbeitswelten, Management & Karriere“ bei „Die Presse“ und war in der Vergangenheit unter anderem als Personalchef für die „Presse“ tätig. Heute ist er vielen von uns bekannt, da seine Kolumne Sprechblase die eine oder andere Phrase des Managersprechs, wie er es auch nennt, aufgreift. An der FH Burgenland absolvierte er den Masterstudiengang Human Resource Management und Arbeitsrecht MOEL.

Mag. (FH) Stefan Mey, MA ist Ressortleiter des WebStandard, dem Technik-Ressort des Standard, und betreibt in seiner Freizeit den Travel- und Lifestyle-Blog Voyage Wizard. Zuvor war er Chefredakteur des brutkasten und als Leiter Online beim HORIZONT unter anderem für den Relaunch und die redaktionelle Betreuung von horizont.at zuständig. Als Redakteur bei Format und Trend, sowie beim WirtschaftsBlatt hat er sich mit den Themen Wirtschaft, Politik, Tech und Finanzen auseinandergesetzt. Herr Mey ist auch Autor. Sein Roman „Indien 2.0 – Twittern im Tuk“ erschien 2012. An der FH Burgenland absolvierte er den Diplomstudiengang Internationale Wirtschaftsbeziehungen.

Lena Pavitsich BA, MA kann auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken, die als freie Redakteurin beim ORF Burgenland begann. Die online Expertin verantwortet die Social Media Kanäle des ORF Burgenland und ist Teil des online Redaktionsteams. Als Redakteurin gestaltete sie außerdem Beiträge für Radio und TV und sammelte Moderationserfahrung in der beliebten Radiosendung Guten Morgen Burgenland. An der FH Burgenland studierte sie den Bachelor- und Masterstudiengang Information, Medien & Kommunikation.